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Die „Ni­ne­te­enth In­ter­na­tio­nal Con­fe­rence on the Arts in So­cie­ty“ an der Han­yang Uni­ver­si­ty Seo­ul in Süd­ko­rea

Wie ist das eigentlich, als Doktorand*in auf eine Konferenz ins Ausland zu fahren? Ein Erfahrungsbericht.

 Von Ma­rie Nee­le Ans­mann

 

Wenn Du Dich im­mer schon ein­mal ge­fragt hast, wie das ei­gent­lich so ist, als Doktorand*in mit ei­nem Pos­ter un­ter dem Arm in ein Flug­zeug zu ei­ner Kon­fe­renz an das an­de­re Ende der Welt zu rei­sen – dann bist Du in die­sem Bei­trag rich­tig! Ich neh­me Dich mit auf mei­ne Rei­se und tei­le mit Dir Ein­drü­cke und Er­fah­run­gen mei­ner Kon­fe­renz­teil­nah­me.

 

안녕하세요

(„an­nye­on­gha­seyo“ – “Hal­lo!”)

 

Schön, dass Du zu mei­nem per­sön­li­chen Er­fah­rungs­be­richt über die „Ni­ne­te­enth In­ter­na­tio­nal Con­fe­rence on the Arts in So­cie­ty“ an der Han­yang Uni­ver­si­ty Seo­ul in Süd­ko­rea ge­fun­den hast. Nach­dem ich mich dort ei­ni­ge Mo­na­te im Vor­aus mit ei­nem Pos­ter­vor­trag auf den so­ge­nann­ten „Call for pa­pers“ be­wor­ben hat­te, konn­te ich Ende Mai mei­nen Ruck­sack für mei­ne Kon­fe­renz­teil­nah­me pa­cken … denn ich war be­reits kur­ze Zeit nach Be­wer­bungs­ein­gang an­ge­nom­men wor­den.

Un­ter dem Mot­to “Art for Sus­ten­an­ce” lud das Arts in So­cie­ty Re­se­arch Net­work vom 23.05.–26.05.2024 Wissenschaftler*innen, Künstler*innen, Kurator*innen, Vermittler*innen, Com­mu­ni­ty or­ga­ni­zers und Aktivist*innen aus al­ler Welt zur “Ni­ne­te­enth In­ter­na­tio­nal Con­fe­rence on the Arts in So­cie­ty“ ein. Eine der Konferenzteilnehmer*innen war ich und be­kam so­mit die Chan­ce, mein For­schungs­pro­jekt ei­nem brei­ten in­ter­na­tio­na­len Pu­bli­kum vor­zu­stel­len, das in mei­nem Fach­be­reich so­wie re­le­van­ten Schnitt­stel­len forscht und ar­bei­tet.

Das Arts in So­cie­ty Re­se­arch Net­work grün­de­te sich im Jahr 2000, um ein in­ter­na­tio­na­les so­wie in­ter­dis­zi­pli­nä­res Fo­rum und For­schungs­netz­werk für Dis­kus­sio­nen, Aus­tausch und For­schung über die Rol­le der Küns­te in der Ge­sell­schaft zu eta­blie­ren. Hier tref­fen sich seit­dem kri­ti­sches En­ga­ge­ment, Ideen, Ex­pe­ri­men­te und For­schung, die die Küns­te mit ih­ren je­wei­li­gen Kon­tex­ten in der Welt und in un­ter­schied­li­chen Räu­men ver­knüp­fen. Ziel des For­schungs­netz­wer­kes ist es da­bei, eine epis­te­mi­sche Ge­mein­schaft auf­zu­bau­en, in der über dis­zi­pli­nä­re, geo­gra­fi­sche und kul­tu­rel­le Gren­zen hin­weg Ver­bin­dun­gen her­ge­stellt wer­den kön­nen. Das Jah­res­high­light bil­det da­bei die jähr­li­che Kon­fe­renz, wel­che die­ses Jahr an der Han­yang Uni­ver­si­ty in Seo­ul un­ter dem Kon­fe­renz­vor­sitz der dort leh­ren­den Pro­fes­so­rin Tam­my Ko Ro­bin­son statt­fand. Ro­bin­son ist eine in Seo­ul an­säs­si­ge ar­tist-re­se­ar­che­rin und Päd­ago­gin, de­ren Wer­ke (Vi­de­os, In­stal­la­tio­nen, Schrif­ten, Ar­chi­ve) viel­fach aus­ge­stellt wur­den. Sie war u.a. Sti­pen­dia­tin des Asia Cul­tu­re Cen­ter – Gwang­ju und des Asia Art Ar­chi­ve.

Die dies­jäh­ri­ge Kon­fe­renz be­fass­te sich mit dem The­ma „Art for Sus­ten­an­ce“ und frag­te da­bei, wie Küns­te Wege auf­zei­gen kön­nen, um über das blo­ße Über­le­ben hin­aus le­ben zu kön­nen. The­men der Ge­mein­schaft, Kol­lek­ti­vi­tät, des so­zia­len Raums und Han­delns, der So­li­da­ri­tät aber auch Nach­hal­tig­keit stan­den hier im Fo­kus. In vier the­ma­tisch ge­clus­ter­ten Un­ter­grup­pen konn­ten so Aus­tausch, Dis­kus­si­on und Ver­net­zung über For­schungs­pro­jek­te, Bei­trä­ge zu Per­spek­ti­ven lo­kal ver­an­ker­ter Pro­jek­te, in­spi­rie­ren­de Netz­wer­ke, In­fra­struk­tu­ren und In­itia­ti­ven statt­fin­den. In den vier Clus­tern Pe­dago­gies of the Arts, Arts His­to­ries and Theo­ries, New Me­dia, Tech­no­lo­gy, and the Arts und The Arts in So­cial, Po­li­ti­cal, and Com­mu­ni­ty Life prä­sen­tier­te ich mein Dis­ser­ta­ti­ons­pro­jekt in der Pos­ter­ses­si­on in­klu­si­ve Vor­trag zur Be­deu­tung von Kunst in der So­zia­len Ar­beit mit Frau­en* als Adressat*innengruppe im Rah­men des vier­ten The­men­clus­ters.

Um mei­nen Bei­trag am Col­lege of Edu­ca­ti­on der Han­yang Uni­ver­si­ty hal­ten zu kön­nen, muss­te ich je­doch erst ein­mal dort­hin kom­men. So trat ich am 21. Mai mit gro­ßem Ruck­sack und Pos­ter­rol­le un­ter mei­nem Arm ei­nen über 11 Stun­den lan­gen Über-Nacht-Flug nach Süd­ko­rea an – ein Land, in dem ich zu­vor noch nie war. Mit not­dürf­ti­gem Ko­rea­nisch und ei­nem klei­nen Rei­se­füh­rer lan­de­te ich al­lei­ne am Flug­ha­fen In­che­on west­lich von Seo­ul. Mein Wis­sen über Süd­ko­rea speis­te sich haupt­säch­lich aus On­line- und Rei­se­füh­r­er­re­cher­che, Tipps ei­nes Freun­des, wel­cher be­reits mehr­mals in Süd­ko­rea ge­we­sen war und mir be­kann­ten Kunst­aus­stel­lun­gen bzw. kul­tu­rel­len Hap­pe­nings der K‑Wave, wel­che v.a. in Nord­ame­ri­ka der­zeit in nam­haf­ten Mu­se­en ver­tre­ten sind.

Nach mei­ner Ein­rei­se stell­ten sich mir die Her­aus­for­de­run­gen der e‑­SIM-Ak­ti­vie­rung, des Kau­fens ei­nes U‑Bahntickets so­wie des Geld­ab­he­bens, denn die Au­to­ma­ten ak­zep­tier­ten mei­ne Kre­dit­kar­te nicht. Nach gu­ten vier wei­te­ren Stun­den am Flug­ha­fen und ver­zwei­fel­ten Ver­su­chen, die Kre­dit­kar­te in Gang zu be­kom­men, fand ich end­lich ei­nen Geld­au­to­ma­ten, der funk­tio­nier­te. Memo an mich: nie mehr mit nur ei­ner Kre­dit­kar­te ver­rei­sen – bis jetzt hat­te ich wohl Glück, dass es im­mer rei­bungs­los ge­klappt hat­te. Die Glücks­sträh­ne ging an­schlie­ßend wei­ter, in­dem ich vor­nehm­lich mit Zei­chen­spra­che ein Bus­ti­cket mit Di­rekt­ver­bin­dung zu mei­ner Un­ter­kunft kauf­te und mir ein Back­pa­cker sei­ne wie­der­ver­wend­ba­re U‑Bahnkarte schenk­te, wel­che ich mit mei­nem frisch ab­ge­ho­be­nen Geld di­rekt auf­lud. Tat­säch­lich fand ich mei­ne Bus­sta­ti­on an­schlie­ßend re­la­tiv schnell, ob­wohl der Bus­termi­nal am Flug­ha­fen sehr groß ist. Ich hat­te es ir­gend­wann ge­gen Mit­tag, nach­dem ich be­reits um neun Uhr mor­gens her­um ge­lan­det war, in den Bus ge­schafft und trat mei­ne ca. 1,5‑stündige Fahrt in die In­nen­stadt nach Seo­ul an – Jet­lag und Mü­dig­keit mach­ten sich deut­lich be­merk­bar. Der Bus fuhr bis fast vor die Haus­tür mei­ner Un­ter­kunft, was mir an­stren­gen­des Um­stei­gen er­spar­te.

Die Her­aus­for­de­rung be­stand nun dar­in, die Un­ter­kunft end­gül­tig zu fin­den, denn ich hat­te mich ge­gen das Kon­fe­renz­ho­tel und für eine klei­ne Woh­nung ent­schie­den. Die deut­lich güns­ti­ge­re Woh­nung lag für mich nä­her zur Uni­ver­si­tät in ei­nem Stu­die­ren­den­vier­tel – wie es sich wäh­rend mei­nes Auf­ent­halts her­aus­stell­te und als sehr schön er­wies. So trug ich also mein Ge­päck bei weit über 30 Grad und über 85% Luft­feuch­tig­keit bis in mei­ne Un­ter­kunft und war sehr glück­lich, die An­rei­se be­wäl­tigt zu ha­ben. Goog­le Maps funk­tio­niert in Süd­ko­rea auf­grund des Kon­flik­tes zwi­schen Nord- und Süd­ko­rea so­wie Süd­ko­re­as Si­cher­heits­be­den­ken näm­lich nicht rich­tig. Also nutz­te ich das ört­lich be­vor­zug­te Na­ver Maps. Aber wie bei je­der neu­en App, muss­te ich mich auch hier erst ein­mal ein­ar­bei­ten und ler­nen, wie in Süd­ko­rea Adres­sen kor­rekt an­ge­ge­ben wer­den. Viel mehr als Ein­kau­fen im nächst­ge­le­ge­nen Con­ve­ni­ence Store und ei­nem klei­nen Rund­gang durch mein Vier­tel schaff­te ich an die­sem Tag auch gar nicht mehr. Ich war viel zu er­schöpft und ging früh ins Bett, um für den Pre-Con­fe­rence-Day so fit wie mög­lich zu sein.

Pünkt­lich um kurz vor acht Uhr mor­gens mach­te ich mich mit der U‑Bahn auf den Weg zum Treff­punkt, bei wel­chem sich die Teil­neh­men­den bei ei­nem durch den Kon­fe­renz­vor­sitz or­ga­ni­sier­ten Kul­tur­tag ken­nen­ler­nen und ver­net­zen so­wie ei­ni­ges über die ört­li­che Kul­tur er­fah­ren konn­ten. So be­sich­tig­ten wir ge­mein­sam den Chang­deok­gung Pa­last mit Gar­ten­an­la­ge und aßen tra­di­tio­nell ko­rea­nisch zu Mit­tag. Das war wun­der­voll – al­lein hät­te ich mich ver­mut­lich nicht in das uri­ge, sehr ver­steck­te Lo­kal ver­lau­fen. Im An­schluss blieb uns noch Zeit, den Nach­mit­tag frei zu ge­stal­ten. Ge­mein­sam mit ei­ner klei­nen Grup­pe ent­schied ich mich ei­ni­gen Emp­feh­lun­gen Tam­my Ko Ro­bin­sons zu fol­gen und be­such­te das na­he­ge­le­ge­ne Na­tio­nal Mu­se­um of Mo­dern and Con­tem­po­ra­ry Art Seo­ul. Nicht nur pas­send zum Kon­fe­renz­the­ma, son­dern auch mein Kunst­his­to­ri­ke­rin­nen­herz er­freu­end, zeig­te sich das be­ein­dru­cken­de Mu­se­um – eine kla­re Emp­feh­lung, v.a. auch wenn Du Dich für in­no­va­ti­ve Kunst­ver­mitt­lung in­ter­es­sierst! Da­nach ent­schloss ich mich dazu, den na­he­ge­le­ge­nen Gye­ong­bok­gung Pa­last auf ei­ge­ne Faust zu er­kun­den und ei­nen Spa­zier­gang in Rich­tung City Hall zu ma­chen, die eben­falls ab­so­lut se­hens­wert ist, al­lein auf­grund der ver­ti­ka­len Wand­be­pflan­zun­gen und des Ro­bo­ter­ca­fés. Ab­schlie­ßend be­such­te ich den Dong­dae­mun De­sign Pla­za. Alle drei Sta­tio­nen be­ein­druck­ten mich auf je un­ter­schied­li­che, be­son­de­re Wei­se. Seo­ul ist de­fi­ni­tiv eine Stadt der Ge­gen­sät­ze, wie ich auch in den kom­men­den Ta­gen noch se­hen wür­de.

Am dar­auf­fol­gen­den Tag be­gann end­lich die Kon­fe­renz. Sehr ge­spannt fuhr ich mor­gens zur Kon­fe­renz­er­öff­nung an die Han­yang Uni­ver­si­ty – nicht wis­send, dass gleich­zei­tig ein gro­ßes Uni­fes­ti­val in­klu­si­ve Kon­zer­ten statt­fin­den wür­de und es dem­entspre­chend tur­bu­lent auf dem Cam­pus zu­ging.

Den Er­öff­nungs­vor­trag „Art as Sus­ten­an­ce: A Case for Sup­port­ing Ar­tists” hielt So­l­a­na Cheht­man, Di­rec­tor of Ar­tist Pro­grams der Joan Mit­chell Foun­da­ti­on, New York. So­l­a­na Cheht­man en­ga­giert sich als Ku­ra­to­rin und Kul­tur­schaf­fen­de für fai­re Kar­rie­re­per­spek­ti­ven so­wie Platt­for­men für künst­le­ri­sche Ar­beit und auch für das nach­hal­ti­ge Be­stehen von Künstler*innen auf dem Kunst­markt. Zu ih­ren Ar­beits­schwer­punk­ten ge­hö­ren eben­falls Kon­zep­te zur Öf­fent­lich­keits­be­tei­li­gung und de­ren Ein­fluss auf die Kunst. Vor die­sem Hin­ter­grund re­fe­rier­te sie über ihre Tä­tig­keit und er­ör­ter­te, wie durch die Joan Mit­chell Foun­da­ti­on ein Le­ben über das blo­ße Über­le­ben hin­aus für Künstler*innen er­mög­licht wird. Den auf­ge­zeich­ne­ten Vor­trag fin­dest Du hier.

Im An­schluss be­gan­nen die ers­ten Prä­sen­ta­ti­ons­ses­si­ons, bei wel­chen ich stets ver­such­te, die­je­ni­gen zu be­su­chen, die sich am meis­ten mit mei­nem Pro­mo­ti­ons­the­ma über­schnit­ten, um mög­lichst viel für mich mit­neh­men zu kön­nen. Bei grö­ße­ren Kon­fe­ren­zen ist es üb­lich, dass meh­re­re Ses­si­ons gleich­zei­tig statt­fin­den, d.h.: Du musst Dich ent­schei­den! So be­such­te ich bei­spiels­wei­se Vor­trä­ge über eine Un­ter­su­chung zu den Aus­wir­kun­gen von Thea­ter­kur­sen für Frau­en mit Flucht­hin­ter­grund auf de­ren Wohl­be­fin­den oder über  die Rol­le der Kunst für die Ge­sund­heit. Un­se­re Mit­tags­pau­se ver­brach­ten wir in der Men­sa in­mit­ten von Stu­die­ren­den. Ich hat­te das Glück, von Tam­my Ko Ro­bin­son ei­nen Stu­den­ten mit sehr gu­ten Eng­lisch­kennt­nis­sen “ver­mit­telt” be­kom­men zu ha­ben, der mir half, mein „nicht-west­li­ches“ ve­ge­ta­ri­sches Mit­tag­essen zu be­stel­len. Kein Witz: Die Coun­ter wa­ren tat­säch­lich in „nicht-west­li­ches“ und „west­li­ches“ Es­sen un­ter­teilt, wel­ches wir zu­vor an ei­nem Au­to­ma­ten auf Ko­rea­nisch hät­ten be­stel­len müs­sen. Ohne ihn wäre das wohl eher schwer für mich ge­wor­den. Kim­chi gab es üb­ri­gens für alle kos­ten­frei an ei­ner ex­tra Sta­ti­on zum Es­sen­stop­ping nach ei­ge­nem Gus­to. Im zwei­ten Vor­trags­block be­such­te ich ei­nen län­ge­ren Vor­trag zu künst­le­ri­schem Schaf­fen als Un­ter­su­chung, bei wel­chem vor­ge­stellt wur­de, wie mit­tels in­ter­dis­zi­pli­nä­ren Fach­wis­sens (Kunst­wis­sen­schaf­ten und So­zia­le Ar­beit) ein kunst­ba­sier­tes Pro­gramm für von HIV/AIDS be­trof­fe­nen Ju­gend­li­chen in Viet­nam ent­wi­ckelt wur­de. Im Nach­gang fan­den Kul­tur­ver­an­stal­tungs­op­tio­nen statt.

Ich ent­schied mich ge­mein­sam mit vie­len an­de­ren da­für, eine Ar­tist-Re­si­den­cy vom zu­vor be­schrie­be­nen und be­sich­tig­ten Na­tio­nal Mu­se­um of Mo­dern and Con­tem­po­ra­ry Art zu be­su­chen, denn die­se hät­te ich sonst wohl nie be­sucht. Sie lag re­la­tiv weit ent­fernt in ei­nem Vier­tel, wel­ches mir aus mei­nem Rei­se­füh­rer nicht be­kannt vor­kam. In or­ga­ni­sier­ten Bus­sen wur­den wir in den Nor­den von Seo­ul ge­fah­ren und hat­ten an­schlie­ßend da­für Zeit, bei den „Open Stu­di­os“ mit lo­ka­len Künstler*innen und Ar­tists in Re­si­dence ins Ge­spräch zu kom­men, was un­glaub­lich span­nend war, da es hier auch vie­le Über­schnei­dun­gen mit so­zia­len Räu­men, The­men und Kon­zep­ten gab. Als ich abends in mei­ner Un­ter­kunft an­kam, war ich ab­so­lut er­schöpft – aber auch un­glaub­lich glück­lich, so eine wert­vol­le Er­fah­rung ma­chen zu dür­fen.                                            

Am zwei­ten Kon­fe­renz­tag ging es für mich wie­der früh zur Han­yang Uni­ver­si­ty zum zwei­ten gro­ßen Auf­takt­vor­trag, ei­ner Ple­na­ry Ses­si­on and Dis­cus­sion mit Özge Er­soy & You Yedong über das „Asia Art Ar­chi­ve: Ar­tists and Ar­chi­ves as Sto­rytel­lers”. Die bei­den Re­fe­ren­tin­nen be­schrie­ben die ar­chi­va­ri­schen und ku­ra­to­ri­schen Prak­ti­ken des Asia Art Ar­chi­ve, ei­ner un­ab­hän­gi­gen Non-Pro­fit-Or­ga­ni­sa­ti­on in Hong­kong, die im Jahr 2000 mit dem Ziel ge­grün­det wur­de, die di­ver­se jün­ge­re Ge­schich­te der Kunst in der Re­gi­on zu do­ku­men­tie­ren. Auf­ga­be der Or­ga­ni­sa­ti­on ist es, In­stru­men­te und Ge­mein­schaf­ten zu ent­wi­ckeln, die das Wis­sen über Kunst durch For­schung, Aus­stel­lun­gen, Auf­ent­hal­te und Bil­dungs­pro­gram­me kol­lek­tiv er­wei­tern. Den auf­ge­zeich­ne­ten Vor­trag fin­dest Du hier.

Im An­schluss fan­den, ähn­lich wie am ers­ten Tag, zwei Blö­cke mit Vor­trä­gen und Work­shops statt, un­ter­bro­chen von ei­ner Mit­tags­pau­se mit ve­ge­ta­ri­schen Gim­bap – ei­ner Art ko­rea­ni­scher Su­s­hirol­le, die sehr emp­feh­lens­wert ist. Das Uni­fes­ti­val war wei­ter­hin in vol­lem Gan­ge und der Cam­pus dem­entspre­chend voll. Heu­te gab es so­gar eine gan­ze Food­truck­stra­ße auf dem Cam­pus. Ich ent­schied mich auch am zwei­ten Tag wie­der für Vor­trä­ge mit größt­mög­li­chen Über­schnei­dun­gen zu mei­nem For­schungs­be­reich und konn­te vie­le in­ter­es­san­te Pro­jek­te an der Schnitt­stel­le von Kunst und So­zia­ler Ar­beit welt­weit ken­nen­ler­nen. So hör­te ich z.B. ei­nen Vor­trag zu Kunst als Mit­tel zur För­de­rung von Hei­lung und Re­si­li­enz. Abends be­such­te ich das jähr­li­che Kon­fe­renz­din­ner, um mich mit Kolleg*innen in lo­cke­rer At­mo­sphä­re wei­ter­füh­rend aus­zu­tau­schen und Kon­tak­te zu knüp­fen, auch hier ka­men wir wie­der in den Ge­nuss tra­di­tio­nell ko­rea­ni­schen Es­sens, wel­ches zu­meist aus vie­len Tel­lern mit Tofu, Sup­pe und auch Ban­chan (ei­ner Art klei­ner, ge­misch­ter Ge­mü­se­bei­la­ge) be­stand, wel­che am Tisch ge­teilt wer­den.

Am drit­ten Kon­fe­renz­tag star­te­te ich aber­mals früh zur Han­yang Uni­ver­si­ty, dies­mal mit mei­nem Pos­ter un­ter dem Arm – denn heu­te Vor­mit­tag wür­de mei­ne Prä­sen­ta­ti­on statt­fin­den. Tat­säch­lich war ich auf­ge­regt, ob­wohl ich mein Dis­ser­ta­ti­ons­pro­jekt rund ein hal­bes Jahr zu­vor be­reits auf ei­ner an­de­ren in­ter­na­tio­na­len Kon­fe­renz – je­doch in Deutsch­land – vor­ge­stellt hat­te. Aber heu­te war es doch noch­mal et­was an­de­res. Zu mei­ner Er­leich­te­rung klapp­te al­les wun­der­bar und ich konn­te mein Pro­jekt vie­len Kon­fe­renz­teil­neh­men­den prä­sen­tie­ren und mit ih­nen dar­über ins Ge­spräch kom­men. Ich habe vie­le gute An­re­gun­gen und Hin­wei­se von Kolleg*innen er­hal­ten. So­gar der Vor­sit­zen­de des For­schungs­netz­wer­kes – Da­ni­el Tu­cker, As­so­cia­te Pro­fes­sor der Uni­ver­si­ty of the Arts in Phil­adel­phia, USA – hat sich viel Zeit für mein Pro­jekt ge­nom­men, was mich au­ßer­or­dent­lich ge­freut hat. Nach mei­ner Prä­sen­ta­ti­on war ich erst ein­mal sehr er­schöpft, no­tier­te mir aber al­les, was in den Dis­kus­sio­nen an mich her­an­ge­tra­gen wur­de, um die An­re­gun­gen mit nach Hau­se an mei­nen Schreib­tisch neh­men zu kön­nen. Jetzt über­le­ge ich, wie ich am bes­ten mei­nen Kon­fe­renz­be­richt ab­schlie­ßen kann – das ist gar nicht so leicht, da ich noch so viel mehr er­zäh­len könn­te, über das, was ich in Seo­ul er­le­ben durf­te. Viel­leicht noch so viel:

Ich bin sehr dank­bar, dass ich die Chan­ce hat­te, wäh­rend mei­ner Pro­mo­ti­on solch eine be­son­de­re Er­fah­rung ma­chen zu dür­fen, wel­che nicht zu­letzt durch die Un­ter­stüt­zung der Hanns-Sei­del-Stif­tung mög­lich wur­de. Ich habe eine sehr schö­ne, auf­re­gen­de und lehr­rei­che Zeit in Seo­ul ver­bracht, vie­le neue tol­le Men­schen und Pro­jek­te ken­nen­ge­lernt und sehr hilf­rei­che Hin­wei­se für mein For­schungs­pro­jekt er­hal­ten. Das al­les wird mich so­wohl in mei­ner For­schung, als auch per­sön­lich wei­ter­brin­gen. Seo­ul ist eine Stadt der Ge­gen­sät­ze, laut und lei­se, bunt aber auch grau, mo­dern und tra­di­tio­nell, zu­ge­wandt aber auch ver­schlos­sen. Ich hat­te die Chan­ce die Stadt und ihre Men­schen ken­nen­ler­nen zu kön­nen, da­durch dass uns Lo­cals un­ter ihre Fit­ti­che nah­men und zeig­ten, was in die­ser gro­ßen Stadt pas­siert, wie es sich lebt, was die Kul­tur be­deu­tet und was das Land in der For­schung und Kunst zu bie­ten hat. Ich kann Dir die Stadt und Teil­nah­me an in­ter­na­tio­na­len und auch in­ter­dis­zi­pli­nä­ren Kon­fe­ren­zen nur emp­feh­len – es er­wei­tert den ei­ge­nen Ho­ri­zont und ist eine Er­fah­rung fürs Le­ben! Be­wirb Dich und schau was pas­siert.

감사합니다, 뵙겠습니다

(„gamsahab­ni­da, god boeb­gess­seub­ni­da“ – “Vie­len Dank, bis bald”)

 

 

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